Aktienmärkte global 🌷 März 2023

Aktienmärkte global 🌷 März 2023

Die Märkte im Risk-Off Modus

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Marktüberblick

Aktuell (03/2023)1M    (2/2023)YTD1      (01/2023)    1Y   (03/2022) 3Y (03/2020) 
ATX® 3.360,20 -8,20 %    7,48 % 🟢  4,10 % 67,95 %
DAX®15.232,83 -4,37 %    9,40 % 🟢  9,36 % 65,00 %
EURO STOXX 50® 4.179,47 -5,08 %  10,17 % 🟢11,72 % 61,62 %
S&P 500® 3.919,29 -6,81 %    2,08 % 🟢 -6,08 % 44,57 %
 MSCI® World Top ESG Select 4.5% Decrement 2.022,83 -4,43 %    3,41 % 🟢 -4,46 % 32,40 %
 MSCI® Europe Top ESG Select 4.5% Decrement 1.812,66 -2,84 %    6,15 % 🟢  0,29 % 46,63 %
 MSCI® North America Top ESG Select 4.5% Decrement 2.512,17 -5,68 %    3,31 % 🟢 -6,09 %  32,70 %
 MSCI® Emerging Markets Top ESG Select 5% Decrement    923,84 -6,79 %   -4,40 % 🔻-14,49 %   2,33 %
 MSCI® World Climate Change Top ESG Select 4.5% Decr. 1.276,90 -4,81 %    6,16 % 🟢 -5,53 % 36,69 %
 DAX® 50 ESG (PR) EUR 1.581,86 -5,29 %    9,69 % 🟢  2,73 % 53,52 %
VStoxx®      22,76 68,36 %    8,98 % 🟢-44,00 %-69,38 %
VIX®      23,73 51,18 %    9,51 % 🟢-25,31 %-58,97 %
EUR/USD Wechselkurs       1,07  -1,56 %    0,26 % 🟢  -1,89 %  -3,37 %
Goldpreis USD 1.904,01   4,78 %    4,39 % 🟢  -2,40 %  24,46 %
ÖlpreisUSD 77,45-13,29 %   -9,85 % 🔻-27,55 % 128,80 %


1 ... Year to date: seit Jahresbeginn; Quelle: Bloomberg; Stand: 14.03.2023, 18:00 Uhr

Der Kollaps dreier US-Banken (Silvergate Capital, Silicon Valley Bank, Signature Bank) innerhalb kurzer Zeit weckt Erinnerungen an die große Finanzkrise der Jahre 2007/08. Entsprechend groß ist die Nervosität an den Finanzmärkten und die damit verbundene Angst vor Ansteckungseffekten. Auch die Turbulenzen rund um die Credit Suisse drücken auf die Stimmung.

Im Sog der zuvor genannten Nachrichten gab der kleiner kapitalisierte US-Banken beinhaltende KBW-Index in etwas mehr als einer Woche um rund 25 % nach. Trotz beherzter Eindämmungsmaßnahmen seitens der US-Behörden präsentieren sich die Leitindizes weiterhin schwach. In den USA stehen vor allem weiter Banken mit einem hohen Prozentsatz an unversicherten Einlagen unter teils massivem Abverkaufsdruck. In die Höhe schossen die Volatilitätsindizes. Hier wurde beim VIX gestern zwischenzeitlich ein Niveau von über 30 übersprungen. Derartige Werte waren in den letzten eineinhalb Jahren eine gute Indikation für ein substanziell erhöhtes Risikosentiment. Wenig überraschend war auch, dass der als sicherer Hafen gegen Systemrisiken geltende Goldpreis zulegte.

Die Banken-Turbulenzen lösten vor allem aber auch bei den Benchmarkrenditen eine kräftige Abwärtsbewegung aus. Gleichzeitig wurden auch die Zinsanhebungsfantasien wieder kräftig ausgepreist. So liegt die gepreiste Wahrscheinlichkeit für eine 50 BP-Anhebung auf der nächstwöchigen Fed-Sitzung mittlerweile wieder unter 50 %, mehr noch wird mittlerweile in Richtung Jahresende wieder eine Zinssenkung vom Markt eingepreist.

Das Übergreifen auf andere Banken kann in der Tat zu einer Kettenreaktion führen und neben massiven Verwerfungen an den Finanzmärkten auch hochgradig negative Auswirkungen auf die Realwirtschaft zur Folge haben, wenn Einlagen von Unternehmen und Privatkunden etwa durch Moratorien blockiert werden.

Damit es erst gar nicht so weit kommt, hat die US-Regierung in Abstimmung mit den Behörden rasch gehandelt und noch am Sonntagabend Maßnahmen verkündet. Dabei wurden sowohl die Silicon Valley Bank (SVB) als auch die New Yorker Signature Bank unter die Kontrolle der Einlagensicherungsbehörde FDIC gestellt und eine Garantie sämtlicher Einlagen ausgesprochen. Möglich macht dies eine vom US-Finanzministerium erteilte Ausnahmegenehmigung von der ansonsten auf USD 250.000 begrenzten Einlagensicherung. Bei der SVB wären ansonsten nur rund 89 % der gesamten Einlagen im Volumen von aktuell USD 175 Mrd. erfasst. Der Schutz erstreckt sich nicht auf Aktionäre und Anleihegläubiger der Institute. Eine Beteiligung des Steuerzahlers soll somit ausgeschlossen werden.

Die gestiegenen Leit-/Marktzinsen brachten in den letzten Monaten nicht nur bestimmte Vermögenswerte wie z.B. Anleihen unter Druck, sondern verteuerten auch die Refinanzierung von Banken. Für Kunden taten sich Alternativen zu den ansonsten eher gering verzinsten Sichteinlagen auf und Unternehmen zogen Liquidität, um die mittlerweile teurer gewordenen Anleiheplatzierungen zu vermeiden. Für eine Universalbank mit einer breiten Refinanzierungsbasis sind derartige Ströme normalerweise kein Problem, zumal die Liquiditätsanforderungen engmaschig erfüllt werden müssen und entsprechende Puffer (NSFR) vorzuhalten sind. Weiters werden höhere Zinsaufwendungen meist durch entsprechende Mehrerträge auf der Kreditseite kompensiert.

Bei der Silicon Valley Bank und der Signature Bank handelt es sich um Institute mit einem spezielleren Geschäftsmodell. In einem Fall steht die Finanzierung von Start-Ups aus dem Technologiesektor im Fokus und im anderen die vermehrt in die Schlagzeilen gekommene Krypto Industrie, welche rund ein Drittel der Einlagen der Signature Bank beisteuerte. Mit einem naturgemäß niedrigeren Anteil der eher stabilen Retaileinlagen und einer geringen Granularität der Kundenstruktur sind solche Institute anfälliger bei einem Abzug von Liquidität.

Die Furcht vor „eingefrorenen Sparguthaben“ könnte eine Dynamik in Gang setzen, welche auch bei anderen Instituten zu Liquiditätsengpässen führt. Deshalb hat die US-Notenbank Fed mit dem „Bank Term Lending Program“ (BTLP) eine zusätzliche spezielle Refinanzierungsmöglichkeit geschaffen, mit der sich Institute auf zwölf Monate Geld leihen können. Als Sicherheit akzeptiert die Fed Wertpapiere, welche zum Nominalwert hinterlegt werden dürfen und nicht zu Marktwerten.

Damit sollte es gelingen, eine weitere Ausbreitung systemischer Risiken zu verhindern, da das Refinanzierungsrisiko somit substanziell eingedämmt wird. Die Volatilität dürfte jedoch alles in allem hoch bleiben und die Aufsichtsbehörden werden die weiteren Entwicklungen genau beobachten. Ein „Umkippen“ weiterer „kleinerer" oder regionaler Banken mit speziellem Fokus oder Exposure in bestimmten Branchen oder Assets kann nicht ausgeschlossen werden.

Letztendlich sehen wir aufgrund der proaktiven Maßnahmen der US-Behörden in einer Ersteinschätzung aber keine Krise à la 2007/08 und daher sollte es bei einem vorübergehenden Störfeuer für die Aktienmärkte bleiben. Die Banken sind heute – sowohl dies- als auch jenseits des Atlantiks – in einer viel besseren Verfassung als damals. Dies betrifft vor allem die Kapital- und Liquiditätsausstattung. Weiters ist auch die Regulierung des Sektors sehr weit fortgeschritten und Auffang- sowie Haftungslösungen bzw. Abwicklungsmechanismen stellen ein möglichst kontrolliertes sowie abgestimmtes Vorgehen bei in Schieflage geratenen Instituten sicher. Dem Finanzsektor könnten aber im Zuge der aktuellen Turbulenzen höhere Kosten drohen, da sich der Wettbewerb um qualitativ hochwertige Einlagen intensivieren dürfte und daher margenseitig mehr Druck aufkommen könnte

Massiven Druck gab es zuletzt auch bei der Credit Suisse, deren Turbulenzen ebenfalls auf den Gesamtmarkt durchschlugen. Neben den deutlichen Kursabschlägen der Aktie spiegeln sich die Probleme auch bei den Kursen für Credit Default Swaps, welche eine Absicherung gegen Kreditausfälle darstellen, wider. Die Preise dafür stiegen auf Rekordniveaus, was als Indiz für eine mögliche Pleite gewertet werden kann. Am Abend meldeten sich jedoch dann schließlich auch die Schweizer Nationalbank und die Finanzmarktaufsicht Finma in einer gemeinsamen Stellungnahme zu Wort: Credit Suisse erfülle die Kapital- und Liquiditätsanforderungen für systemrelevante Banken und könne auf finanzielle Unterstützung zählen. Genauso überraschend schnell, wie das Rettungsseil zugeworfen wurde, wurde dieses auch ergriffen. Bereits in der Nacht gab Credit Suisse bekannt, eine Summe von bis zu CHF 50 Mrd. von der Schweizer Zentralbank ausborgen zu wollen. Dadurch wird zumindest das tatsächliche Ausfallsrisiko deutlich vermindert.

All dies berücksichtigend können die folgenden Handelstage durchaus noch holprig werden, die Rückschläge stellen jedoch aus unserer Sicht interessante Einstiegsmöglichkeiten dar, zumal durch die jüngsten Turbulenzen nunmehr auch ein weniger aggressiver Kurs der Notenbanken wahrscheinlicher geworden ist.

Die aktuellen Finanzmarkturbulenzen werden nicht ohne Auswirkungen auf die Zinspolitik in den USA und wohl auch nicht in der Eurozone bleiben. Klar ist, dass sich die Zinserwartungen sowohl in den USA als auch in der Eurozone innerhalb kürzester Zeit massiv – konkret in fünf Tagen um rund 100 Basispunkte (BP) – reduziert haben. Allerdings war unseres Erachtens der Markt unmittelbar vor dieser Korrektur sehr „hawkish“ gepreist und die Zinserwartungen wohl übertrieben. Interessant ist, dass bei der aktuellen Bewegung der USD gegenüber dem Euro an Wert eingebüßt hat. Der USD konnte also, anders als der CHF (oder Gold), seinen „save haven“ Status nicht ausschöpfen. Die Problemlage wird also verstärkt als US-konzentriert gehandelt; es muss aber betont werden, dass Entwicklungen am US-Finanzmarkt auch prägend für Geschehen in der Eurozone sein werden.

Die US Fed sowie die EZB werden unserer Meinung nach versuchen, zwischen der Bekämpfung der oben beschriebenen Probleme und der allgemeinen geldpolitische Ausrichtung zu unterscheiden. Der beschriebene Schritt der US Fed stellt sich dabei gegen Liquiditätsengpässe, welche sich aus Bewertungsverlusten bei sicheren Anleihen (MBS, Treasuries) ergeben können. Diese Buchverluste entstanden – anders als zur Finanzkrise – nicht aufgrund einer zuvor falsch eingeschätzten Bonität des Emittenten. Die aktuellen Kursabschläge für high quality Assets ergeben sich (temporär) im Zuge des Anstiegs des allgemeinen Zinsniveaus. In der Eurozone würden wir im Hinblick auf diese Problemlage eine neue Reihe längerfristiger Refinanzierungsgeschäfte ((T)LTRO) als geeignetes Instrument erachten. Gelder für eine längere Laufzeit (z.B. ein Jahr) könnten dabei mit einem gewissen Aufschlag vergeben werden. Die EZB hält sich bislang bedeckt, wie es mit diesem Instrument weitergehen soll. Das Angebot von (T)LTROs als Risiko Backstopp (und nicht wie früher zum Antreiben des Kreditgeschäftes) wäre aber in der aktuellen Situation schlüssig. Die Zinssitzung am 16. März wird wohl keine Entscheidung bringen, aber zumindest Hinweise, ob sich die EZB in diese Richtung bewegt.

Ein gänzliches Auseinanderhalten der Geldpolitik und Überlegungen zur Finanzmarktstabilität ist aufgrund der oben beschriebenen Verbindung von Marktwerten von Assets und Liquiditätsbedingungen nicht möglich. Andererseits reduziert die aktuelle flight to safety die Kursabschläge bei sicheren Anleihen (Treasury, Bonds, etc.) und wirkt somit von selbst marktstabilisierend. Somit wäre es weder für die Fed noch EZB logisch diesen Effekt durch rasche Zinsanhebungen wieder zu konterkarieren. Vielmehr dürften beide Notenbanken (etwaige) spezifische Maßnahmen mit einer ruhigen Hand bei der Leitzinssetzung begleiten. Für die US Fed ist die noch vor wenigen Tagen gepreiste erneute Verschärfung des Zinsanhebungstempos ad acta gelegt. Wir erwarten, dass das FOMC auf der Zinssitzung am 21./22. März den eingeschlagenen Weg von 25 BP Schritten weitergeht und nochmalige Zinsanhebungen darüber hinaus von Daten und Finanzmarktbedingungen abhängig machen wird. Die EZB hat diesen Donnerstag die erwartete Zinsanhebung um 50 BP vollzogen. Im zweiten Quartal erachten wir allerdings eine Reduktion des Zinsanhebungstempos für angebracht. Sollten sich die Märkte rasch beruhigen und die Inflation ungünstig hoch bleiben, so könnte die Notenbank den Zinsanhebungsprozess tendenziell in die Länge strecken - aber mit jeweils kleineren Zinsschritten.



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