Tech-Aktien – stark in der Krise

Tech-Aktien – stark in der Krise

Die großen US-Technologieunternehmen gehören zu den Profiteuren der Corona-Pandemie.

Die großen US-Werte, insbesondere aus den Sektoren Technologie und Kommunikation, sind ihrer Favoritenrolle bei vielen Anlegern auch dieses Jahr wieder gerecht geworden. Gerade während des Markteinbruchs im Zuge der Corona-Krise haben sie sich deutlich besser als der S&P 500 gehalten. Die Bedeutung der fünf Schwergewichte Alphabet (Google), Apple, Facebook, Amazon und Microsoft – die sogenannten GAFAM-Aktien – zeigt sich auch darin, dass allein diese fünf mehr als ein Fünftel der Index-Marktkapitalisierung des S&P 500 auf sich vereinen. Dieser Wert wurde selbst in der Technologieblase im Jahr 2000 nicht erreicht. Zählt man den Videostreamingdienst Netflix noch dazu, wird die Dominanz noch eindrucksvoller. Die sechs Tech-Schwergewichte bringen gemeinsam inzwischen mehr als sechs Billionen US-Dollar Börsenwert auf die Waage. Damit sind sie deutlich mehr wert als alle Unternehmen des EURO STOXX 50® Index zusammen.

Grund für die Beliebtheit bei Anlegern sind die überaus robusten Geschäftsmodelle. Alle sechs Unternehmen profitieren sogar mehr oder weniger stark von der Pandemie. Das zeigt sich auch in den jüngsten Quartalszahlen, die mit einigen Abstrichen sehr überzeugend ausgefallen sind. Die Google-Mutter Alphabet hat sich vor allem im Januar und Februar stark entwickelt. Seit März gab es – wegen Corona – bei den Anzeigenerlösen jedoch eine erhebliche Abschwächung. Insgesamt legte der Umsatz um 13 % auf 41,2 Mrd. US-Dollar zu, der Gewinn um 2,6 % auf 6,84 Mrd. US-Dollar. Ein Wachstumstreiber war die Videoplattform YouTube mit einem Erlösanstieg von drei Mrd. auf vier Mrd. US-Dollar. Mit den Zahlen zum zweiten Quartal wird sich zeigen, ob sich der Trend aus dem März fortgesetzt hat.

Keinerlei Zeichen von Schwäche zeigte Facebook. Im Gegenteil: Das soziale Netzwerk hat in der Corona-Krise sogar schneller neue Nutzer gewonnen als gewohnt. Die Zahl der monatlich aktiven Nutzer kletterte um 100 Mio. auf 2,6 Mrd. Üblicherweise sind es um die 50 Mio. Nutzer pro Quartal. Auch der Umsatz legte mit einem Plus von 18 % auf 17,7 Mrd. US-Dollar deutlich zu, wenngleich es im März einen Rückgang der Werbeerlöse gab. Mitten in der Corona-Krise startete Facebook eine neue Initiative: Über eine neue Funktion sollen Händler unkompliziert Online-Shops erstellen können, die über Facebook und Instagram erreichbar sind – ein aussichtsreiches Konzept. Allerdings bekommt Facebook derzeit Gegenwind zu spüren: Aus Protest gegen den Umgang mit Hasskommentaren und abwertenden Inhalten haben zahlreiche Kunden ihre Werbebudgets gestrichen.

Nicht ganz die hohen Erwartungen erfüllen konnte Amazon. Zwar bescheren der boomende Handel im Internet und florierende Cloud-Dienste dem Konzern in der Corona-Krise starke Zuwächse. Im ersten Quartal stieg der Umsatz dadurch um 26 % auf 75,5 Mrd. US-Dollar. Doch hat Amazon wegen der Pandemie auch hohe Ausgaben – etwa wegen einer Einstellungsoffensive angesichts des großen Kundenansturms auf seine Lieferdienste. Daher sank der Gewinn um rund 30 % auf 2,5 Mrd. US-Dollar. Die größten Belastungen stehen noch bevor. Für das laufende Vierteljahr warnte Amazon vor Sonderkosten von rund 4,0 Mrd. US-Dollar im Zusammenhang mit der Corona-Pandemie. Nichtsdestotrotz ist der Konzern einer der größten Profiteure der aktuellen Situation überhaupt.

Das kann auch Netflix von sich behaupten. Dank Serienhits wie „Tiger King“ erfreut sich der Streamingdienst in der Corona-Pandemie großer Beliebtheit. Im vergangenen Quartal schossen die Bezahlabos weltweit um 15,8 Mio. auf knapp 183 Mio. nach oben. Damit übertraf Netflix die eigene Prognose und auch die Erwartungen der Analysten bei weitem. Die Erlöse stiegen im Jahresvergleich um rund 28 % auf 5,8 Mrd. US-Dollar, während sich der Überschuss auf 709 Mio. US-Dollar mehr als verdoppelte.

Microsoft blieb dank seiner florierenden Cloud-Dienste in der Corona-Krise ebenfalls auf Erfolgskurs. Im abgelaufenen Quartal legte der Gewinn um 22 % auf 10,8 Mrd. US-Dollar zu. Gleichzeitig kletterte der Umsatz um 15 % auf 35 Mrd. US-Dollar. Damit wurden die Erwartungen der Wall Street klar übertroffen.

Apple trotzt ebenfalls der Pandemie. Der Konzern übertraf mit seinen Zahlen im Zeitraum Jänner bis März die Erwartungen. Der Umsatz legte um ein Prozent auf 58,3 Mrd. US-Dollar zu. Während das iPhone-Geschäft schrumpfte, entwickelten sich das Dienste-Geschäft etwa mit Apps und Streaming-Abos sowie sogenannte Wearables wie die Computer-Uhr Apple Watch und die AirPods-Ohrhörer stark. Unterm Strich kam Apple mit einem Gewinn von 11,25 Mrd. US-Dollar nahe an den Vorjahreswert heran. Zwar gab Apple keine Prognose für das laufende Vierteljahr; in der zweiten April-Hälfte verzeichnete der Konzern jedoch wieder eine steigende Nachfrage quer durch die Produktpalette.

Die Zahlen zeigen, dass Apple & Co. ihrer Favoritenrolle einmal mehr gerecht geworden sind. Gerade die jetzige Coronavirus-Krise verdeutlicht damit, dass es sich beim Siegeszug der Technologiewerte nicht nur um ein zyklisches Phänomen handelt. Ein in US-Dollar denominiertes Express-Zertifikat auf Netflix liegt derzeit zur Zeichnung auf.



Alle Artikel: