Coronavirus hält Börsen in Atem

Coronavirus hält Börsen in Atem

Auf die weltweite Ausbreitung des Virus haben Anleger mit Panikverkäufen reagiert. Die Unsicherheit ist groß.

Wie schnell Stimmungen an den Börsen drehen können, zeigen die vergangenen Wochen. Noch im Februar herrschte an den Märkten in Bezug auf den Ausbruch des Coronavirus (COVID-19) Gelassenheit: In den USA markierten Dow Jones und Nasdaq einen Rekord nach dem anderen. Auch der EURO STOXX 50® markierte noch am 20. Februar bei 3.867,26 Punkten ein Mehrjahreshoch. Doch kurz darauf kam es zu panikartigen Verkäufen. Der Leitindex der Eurozone stürzte bis auf 3.258 Zähler ab – ein Minus von beinahe 15,8 % innerhalb von nur gut einer Woche.

Die Ausbreitung des Coronavirus war zu Beginn fast ausschließlich auf China beschränkt. Doch dann kam es überall auf der Welt zu neuen Infektionsherden mit Schwerpunkten in Italien, Südkorea und im Iran. Dadurch wurden auch die negativen Reaktionen an den Börsen stärker. Umsatz- und Gewinnwarnungen zahlreicher Unternehmen verschärften den negativen Trend. Das prominenteste Beispiel ist sicherlich Apple: Das Unternehmen teilte mit, dass es bei iPhones Lieferengpässe gibt, weil die Produktion in China langsamer hochgefahren werde als geplant. Außerdem sei der Absatz von Apple-Geräten in China selbst gedämpft, da viele Geschäfte lange geschlossen waren. Aus diesen Gründen wird der Konzern die Ende Jänner abgegebene Umsatzprognose für das laufende Quartal verfehlen.

Zum aktuellen Zeitpunkt lässt sich noch kaum abschätzen, wie stark die Weltwirtschaft insgesamt leiden wird. Die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) erwartet aber erhebliche Auswirkungen: „Unter der Annahme, dass die Epidemie in China im ersten Quartal 2020 ihren Höhepunkt erreicht und sich die Ausbrüche in anderen Ländern als weniger gravierend herausstellen, wird das globale Wachstum um einen halben Prozentpunkt niedriger ausfallen als im Wirtschaftsausblick vom November 2019 erwartet“, heißt es in einem aktuellen OECD-Bericht. Das bedeutet, dass das globale BIP 2020 nur um 2,4 % zulegen würde – ein äußerst geringer Wert. Zum Vergleich: 2019 betrug das Wachstum 2,9 %, was schon als sehr schwach wahrgenommen wurde.

Im Falle einer Pandemie, die neben dem gesamten asiatisch-pazifischen Raum auch Europa und Nordamerika umfasst, würden sich die weltwirtschaftlichen Aussichten laut OECD noch stärker eintrüben: „In diesem Fall könnte das globale Wachstum 2020 nur noch halb so hoch ausfallen wie vor dem Ausbruch der Krankheit prognostiziert.“ Das wären dann nur noch 1,5 %.

Wie schlimm es am Ende kommen wird, hängt maßgeblich davon ab, welche politischen und geldpolitischen Stützungsmaßnahmen ergriffen werden. Die amerikanische Notenbank ist bereits vorgeprescht und hat die Leitzinsen überraschend um einen halben Prozentpunkt auf eine Spanne von 1,00 bis 1,25 % gesenkt. Auch die Regierungen mehrerer Länder wie etwa Italien und USA haben milliardenschwere Maßnahmen zur Eindämmung des Virus und zur Linderung der Folgen angekündigt.

Zumindest eine positive Seite haben die jüngsten Ereignisse: Der Kurseinbruch führte bei vielen Basiswerten zu einem deutlichen Anstieg der impliziten Volatilität. Dies wiederum schlägt sich in günstigeren Preisen bei vielen Zertifikaten nieder – etwa bei Discountern, Aktienanleihen und Bonus-Zertifikaten.



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