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Das Inflationsgespenst scheint mit Blick auf die jüngste Teuerungsrate langsam etwas an Schrecken zu verlieren. Die die Steigerungsrate der Verbraucherpreise ist im November im Euroraum auf 10,0 Prozent gesunken. Mit den frischen Informationen dürfte sich das Direktorium der Europäischen Zentralbank (EZB) am 15. Dezember auf ihrer geldpolitischen Lagebeurteilung intensiv beschäftigen. Zwar weist im Vorfeld des Treffens EZB-Chefvolkswirt Philip Lane darauf hin, dass die Zinsen noch mehrfach angehoben werden müssen. Allerdings mehren sich die Stimmen innerhalb der Notenbank, dass die Schritte in Zukunft weniger aggressiv ausfallen werden. Am Markt wird mit einer Anhebung um 50 Basispunkte gerechnet.
Bereits am gestrigen Dienstag tagte die amerikanische Notenbank Fed. Marktteilnehmer gehen fest davon aus, dass es dabei erneut zu einer Anhebung der Zinsen kommen wird – es wäre bereits die siebte in diesem Jahr. Angesichts der in den USA immer noch hohen Inflation hat die Fed den Leitzins Anfang November um 0,75 Prozentpunkte auf eine Spanne von 3,75 bis 4,00 Prozent erhöht. Bei der anstehenden Sitzung dürfte es in einem gemäßigteren Tempo nach oben gehen: Die Fed Funds Futures legen aktuell eine Wahrscheinlichkeit von fast drei Vierteln für eine Anhebung von 50 Basispunkten auf dann 4,25 bis 4,50 Prozent nahe.
Von besonderem Interesse an den Märkten sind die Zinsprojektionen der Währungshüter. Denn das Ende des aktuellen Zinserhöhungszyklus wird vom Markt aktuell bei 5,0 bis 5,25 Prozent gesehen. Demnach würde Fed-Chef Jerome Powell im Frühjahr 2023 vorerst letztmalig die Zinsen erhöhen, ehe ab Sommer 2023 sogar schon wieder erste Senkungen folgen könnten. Ob diese Erwartungen Bestand haben, werden die kommenden Daten zu Preisen und Beschäftigung zeigen. Noch ist die Inflation hoch und der Arbeitsmarkt robust. Sollte es jedoch zu einer Rezession in den USA kommen, sind die Erwartungen von Zinssenkungen durchaus als realistisch einzustufen.
Eine Entspannung an der Zinsfront dürfte deutliche Auswirkungen an den Märkten haben. Zum einen bedeutet das für Anleihen eine Entspannung auf beiden Seiten des Atlantiks. Was die Aktienmärkte betrifft, könnte es bei den Hauptleidtragenden der steigenden Zinsen – den Papieren aus zinssensitiven Wachstums- und Technologiebranchen – zu einer Erholung kommen. Auch der Goldpreis könnte Rückenwind erhalten etwa durch das 2023 erwartete Ende des Zinserhöhungszyklus und mittelfristig sinkende Zinsen in den USA. Schließlich wirft das Edelmetall, weder Zinsen noch Dividenden ab.