Nach den Kurseinbrüchen Anfang August nahmen die globalen Aktienindizes in den vergangenen Wochen wieder deutlich an Fahrt auf. Unterstützend wirkten hierbei insgesamt starke US-Konjunkturdaten sowie eine solide verlaufene Berichtssaison. Das Comeback verlief oftmals dermaßen positiv, sodass Indizes wie der DAX und Dow Jones neue Allzeithöchststände erreichten. Inzwischen wird die Konjunkturentwicklung jedoch wieder mit Argusaugen von der Anlegerschaft beobachtet, weshalb jeglichem Anzeichen von Schwäche – wie zuletzt in Form der US-Arbeitsmarktdaten – üblicherweise eine erhöhte Nervosität auf den globalen Aktienmärkten folgt.
Schwenkt man den Blick in Richtung Inflationsgeschehen kann man auf eine Zinssenkung der EZB im September um weitere 25 Basispunkte zurückblicken. Kommenden Mittwoch wird dann die Fed aller Voraussicht nach das erste Mal nachziehen, wobei sich Analyst:innen recht uneinig über das Ausmaß der Zinssenkung (25 oder 50 BP) sind. Die obigen Faktoren tragen zu einer beachtlichen Jahresperformance der US-amerikanischen Aktienmärkte bei, sodass der S&P 500 bei +18 % und der Nasdaq 100 +16 % stehen. Unter den europäischen Aktienindizes verbuchten der DAX sowie der Euro STOXX 50 bisher Zuwächse von rund 12 % bzw. 7 %. Der ATX büßte zuletzt etwas ein, weshalb dieser seit Jahresbeginn lediglich knapp +5 % verzeichnete (ATX Total Return +10 %). Neben weiteren Makrodaten rückt nun auch die US-Präsidentschaftswahl immer näher, welche nicht zuletzt aufgrund des ereignisreichen Wahlkampfes einen erheblichen Unsicherheitsfaktor darstellt.
Top/Flop-Aktien:
+45,58 % 📈 BAWAG
Die BAWAG Aktie hat sich in den letzten Wochen um die all time high Marke von EUR 70 stabilisiert und immerhin reicht das locker um den Titel „stärkste Aktie im ATX YTD“ zu bestätigen. Die kommenden Q3 Zahlen sollen die Trends der letzten Monate widerspiegeln, daher ist keine großartige Überraschung zu erwarten. Da die Nachrichten aus der Banken M&A Seite nicht abschwächen, warten wir ab ob die BAWAG sich in dem Bereich zusätzlich zu den 2 bereits angekündigten Transaktionen noch was zutraut.
+29,35 % 📈 Erste Group Bank
Ähnlich wie die BAWAG, hat sich auch die Erste Aktie in den letzten Wochen eher seitwärts bewegt. Keine signifikanten Nachrichten aus dem eigenen Haus, erwartete Zinsschritte der EZB und nicht allzu spektakuläre Makrodaten sowohl aus CEE als auch aus Österreich sind verantwortlich dafür. Die bevorstehenden Parlamentswahlen in Österreich Ende September könnten etwas Bewegung mit sich bringen.
+14,53 % 📈 Vienna Insurance Group
Der dritte Platz in der ATX-Jahres-Top-Performance ist nun für die Vienna Insurance Group reserviert, nachdem sie das Rennen in letzter Sekunde vor der IMMOFINANZ gewonnen hat, deren Aktie am 17. September 2024 einen Tagesrückgang von 15 % verzeichnete. Nach soliden Halbjahresergebnissen, starkem Wachstum sowohl in CEE als auch in Österreich und einer verbesserten Entwicklung der Schadensfälle nahm die VIG im August an der ATX-Rallye teil. Der Reaktion des Aktienkurses auf die jüngsten Überschwemmungen nach zu urteilen, scheinen die unmittelbaren negativen Auswirkungen eher moderat auszufallen. Die Verdreifachung des Notfallfonds durch die österreichische Regierung sollte ebenfalls für eine gewisse Abschwächung gesorgt haben.
-27,34 % 📉 AT & S
Ein eher enttäuschendes AT&S-Quartalsergebnis im August 2024 sowie die Aussetzung der Dividende und die kurz darauf von Intel Inc. angekündigten Kostensenkungsmaßnahmen haben den Kurs der AT&S-Aktie erneut stark belastet. Obwohl AT&S bereit ist, sich an Intels KI-Entwicklungsplänen zu beteiligen und von der verbesserten Notebook-Nachfrage zu profitieren, bestehen weiterhin Unsicherheiten hinsichtlich der Preisgestaltung von AT&S gegenüber dem Tech-Giganten. Anfang September fand eine außerordentliche Aktionärsversammlung statt, bei der die Frage der Weiterführung des Vorstandsvorsitzes diskutiert wurde, jedoch ergebnislos blieb.
-29,70 % 📉 Mayr-Melnhof
Mayr-Melnhof hat auch im Q2 ein zweigeteiltes Bild gezeigt und einen eher verhaltenen Ausblick auf die zweite Jahreshälfte gegeben. Einer soliden Ertragsentwicklung des Verpackungssegments steht anhaltender Druck im Bereich MM Board & Paper gegenüber. Vor allem der anhaltende Preisdruck aufgrund höherer Wettbewerbsintensität und die Unterauslastung drücken auf die Margen. Im Q3 sind zudem Wartungsstillstände zu verdauen. Kosteneinsparungen und Cash Flow Optimierung stehen weiterhin im Fokus des Managements.
-33,14 % 📉 SBO
Die Leistung von SBO im 2. Quartal wurde durch die pessimistische Einschätzung des Marktes hinsichtlich des Ölpreises und die schwächere Bohraktivität in den USA negativ beeinflusst. Das enttäuschende Nachfragewachstum in China hat die Stimmung am Ölmarkt belastet und zu einer pessimistischen Einschätzung von Ölserviceunternehmen im Allgemeinen geführt, wobei SBO keine Ausnahme darstellt. Darüber hinaus haben die schwächere Nachfrage nach Bohrdienstleistungen und -ausrüstung in den USA und die Auswirkungen der Marktkonsolidierung Druck auf die im 2. Quartal in den USA erwirtschafteten Erträge von SBO ausgeübt.
Am Österreich-Radar:
Zu Beginn des Monats September musste der ATX einen Teil der im August erzielten Gewinne wieder abgeben. Während eine solide Dynamik nach den Quartalsberichten, die vor allem von einigen wenigen Unternehmen aus dem Finanzsektor getragen wurde, den Index im August nach oben trieb, hat sich die Stimmung in der ersten Septemberwoche etwas gedreht und die meisten Werte haben an Momentum verloren.
Unternehmensseitig bleibt der Fokus auf, durch die moderate Wirtschaftsentwicklung bedingte, Nachfrageunsicherheit und der Preissetzungsmacht. Zudem haben einige Unternehmen zuletzt verstärkt Kostensenkungsmaßnahmen implementiert. Dazu gehören auch Kapazitätsanpassungen, um der gesunkenen Auslastung entgegenzuwirken. Datenseitig steht eine eher ruhige Periode an, bis Ende Oktober die Berichtssaison für das Q3 auf Fahrt aufnimmt.