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ATX®-Marktkommentar:
Nach drei verlustreichen Wochen haben sich die globalen Aktienmärkte Mitte/Ende August ein Stück weit gefangen, ohne dass eine klare Trendwende erkennbar wäre. Die schwächeren Börsentage seit Monatsbeginn waren vor allem auf den Renditeanstieg an den Anleihemärkten, insbesondere bei den 10-jährigen US-Staatsanleihen, zurückzuführen. Konjunktur- und Immobilienängste in China sowie mögliche Zinserhöhungen in den USA belasteten weiterhin den internationalen Aktienmarkt. Das Sitzungsprotokoll der US-Notenbank zeigte, dass mögliche weitere Zinsschritte noch nicht ganz vom Tisch sind. Zwar wiesen einige Mitglieder des Offenmarktausschusses gleichzeitig auf die Risiken für die Konjunktur durch zu starke Zinserhöhungen hin, die Aktienanleger hatten jedoch auf eine weniger restriktive Aussage gehofft.
Die zuletzt stark gebeutelten Indizes zeigten in der vierten Augustwoche leichte Erholungstendenzen. Die US-Indizes mussten zuletzt zwar Federn lassen, ihre (bisher) starke Jahresperformance ist aber weiterhin intakt. Der S&P500® und der NASDAQ 100® legten, gestützt von einer starken Berichtssaison im Technologiesektor, um 15 % bzw. 37 % zu. Demgegenüber konnte der Dow Jones Industrial® seit Jahresbeginn nur knappe 4 % vorweisen. Auch die europäischen Märkte liegen auf Jahressicht fast ausschließlich im zweistelligen Bereich. Die jüngste Schwächephase ging jedoch auch an ihnen nicht spurlos vorüber. Der Euro STOXX 50® markierte Mitte August den tiefsten Stand seit Ende März und wurde damit in der Jahresperformance vom DAX® überholt. Seit Jahresbeginn liegen die beiden Leitindizes mit einem Plus von 13 % bzw. 14 % fast Kopf an Kopf. Weniger volatil und damit erstaunlich robust zeigte sich der ATX®. Die geringe Zuwachsrate seit Jahresbeginn von + 1 % bleibt aber bestehen.
Die internationale Berichtssaison kann als abgeschlossen betrachtet werden, sodass von dieser Seite kaum mehr (positive) Impulse zu erwarten sind. Da der Newsflow von der Bottom-up-Ebene austrocknet, wird sich der Aktienmarkt auf Makrothemen konzentrieren. Im Mittelpunkt steht daher das Treffen der Notenbanken aus aller Welt in Jackson Hole. Von dem am Donnerstag beginnenden Zusammenkommen in einem Tal im Westen des US-Bundesstaates Wyoming erhoffen sich die Anleger:innen neue Hinweise auf den weiteren Zinspfad.
Top/Flop-Aktien:
+53,70 % 📈 Immofinanz
Die Zahlen für Q1 2023 bestätigten die solide Entwicklung von Immofinanz. Die Mieteinnahmen stiegen im Vorjahresvergleich um 83 %, hauptsächlich aufgrund der Vollkonsolidierung der S Immo, an. Aber auch die vergleichbaren Mieteinnahmen zeigten sich solide mit einem Plus von 9,8 % gegenüber dem Vorjahr. Zusätzlich überzeugten weiterhin niedrige Leerstände sowie eine starke Liquiditätsposition, die im aktuellen Umfeld Spielraum auf der Refinanzierungsseite bietet.
+29,29 % 📈 EVN
Das Halbjahresergebnis von EVN entsprach trotz eines massiv negativen Bewertungsergebnisses im Energievertrieb nahezu unseren und den Konsenserwartungen. Operativ war das Ergebnis in allen Segmenten mit Ausnahme von Energy deutlich besser als erwartet. Das Management bestätigte den kurz zuvor aktualisierten Gesamtjahresausblick 2022/23 am oberen Ende der Spanne mit einem Nettogewinn von rund EUR 250 Mio. exklusive der Dividende von Verbund, die noch einmal EUR 158 Mio. extra bringen soll.
+20,54 % 📈 Do&Co
Als zweitstärkste Aktie des Jahres 2022 (mit Respektabstand zu SBO) ist das Cateringunternehmen im bisherigen Jahresverlauf immer noch unter den Top-Performern des Jahres. Die Ergebnisse zum Q1 2023/24 führten den positiven Trend des Vorjahres bei Umsatz und Ergebnis fort. Selbst der Verfall der türkischen Lira konnte gut verdaut werden. Insgesamt vervierfachte sich der Gewinn.
-14,95 % 📉 Mayr-Melnhof
Nach einer Gewinnwarnung in der zweiten Junihälfte blieb der Ausblick für das Gesamtjahr auch nach den Q2 Zahlen gedämpft. Das Management geht davon aus, dass sich die Kartonnachfrage in den kommenden Monaten nicht erholen wird, hinzu kommen steigende Kosten und Produktionspausen, weshalb das Unternehmen auch ein Kostensenkungsprogramm sowie Investitionskürzungen ins Auge fasst.
-15,34 % 📉 BAWAG
Bei der BAWAG Aktie hat sich in den letzten Wochen die Lage nicht unbedingt verbessert, weswegen sie noch immer unter den schwächsten des Jahres 2023 zu finden ist. Während die Verbindung zum US-Markt bekanntlich der gewichtigste Grund dafür ist, hat eine kritische Meinung eines Leerverkäufers und aktivistischen Investors weiter für negative Stimmung gesorgt. Dem konnte die Bank mit vorzeitiger Veröffentlichung von robusten Q2 Zahlen teilweise entgegenwirken. Mitte Juli wurde auch die Gesamtjahresprognose leicht angehoben.
-17,13 % 📉 Raiffeisen Bank International
Raiffeisen Bank International meldete für das 2. Quartal einen rückläufigen Konzerngewinn. Darüber hinaus verfehlten die bereinigten Zahlen (excl. RU/BY) die Markerwartungen, was vor allem an den höheren Risikovorsorgen für CHF-Kredite in Polen und an etwas schwächerem Provisionsergebnis lag. Das Management hat sich noch immer nicht eindeutig für eine der bereits zwei bekannten Alternativen für Russlandgeschäft geäußert, kann sich aber bis Jahresende eine Entscheidung vorstellen. Schwächere Aktienperformance kann auch auf das (wahrscheinliche) Ende des Zinserhöhungszyklus in CEE sowie auf eher negative Nachrichten aus dem Sektor (Bsp. Bankensteuer in Italien) zurückzuführen sein.
Am Österreich-Radar:
Die Berichtssaison zeigte sich bislang freundlich, allerdings nicht in jedem Marktsegment und jeder Branche: Von Indexschwergewichten übertrafen Erste Bank und Andritz die Markterwartungen und erhöhten den Gesamtjahresausblick, BAWAG traf die Schätzungen, hob aber trotzdem den Ausblick an und die Energieunternehmen OMV und Verbund blieben hinter den Erwartungen zurück und trübten den Ausblick für den Rest des Jahres ein.
Im mittleren Segment lagen die Ergebnisse weitgehend im Rahmen der Erwartungen und auch über dem Vorjahr, es kam aber nicht zu vielen Prognoseanhebungen. In den Industrie- und Grundstoffbereichen wurden eher bestätigt, was zu Jahresbeginn verkündet wurde. AMAG senkte sogar den Ausblick, Zumtobel auch und sogar Palfinger gab sich verhaltener. Kostendruck war überall spürbar, wobei die Personalkostensteigerungen sich im zweiten Halbjahr noch einmal beschleunigen sollten. Alleine Flughafen Wien hob den Ausblick an, hier waren die Passagierzahlen stärker als gedacht.
Die Immobilienunternehmen und die Versicherungen werden Ende August die Berichtssaison abrunden. Wir erwarten gröbere Auswirkungen des höheren Zinsniveaus, und zwar negativ für das Bewertungsergebnis bei den Immobilienunternehmen, aber positiv für Versicherungen. Letztere sollten auch von Preissteigerungen profitieren.