Mäßige Wachstumsaussichten und das America First-Prinzip belasten
Nach lange Zeit verhaltener Entwicklung von September bis November konnte der ATX® in der ersten Dezemberhälfte so richtig durchstarten. In Anbetracht der allgegenwärtigen Unkenrufe in Sachen Konjunktur und Unternehmenslandschaft könnte das einigermaßen verwundern. Andererseits erlebt Deutschland mit DAX®-Rekorden trotz miserablen Sentimentdaten und befürchteten US-Zöllen gerade ein ähnliches bzw. sogar noch stärker ausgeprägtes Phänomen.
Europaweit bringt es der EURO STOXX 50® immerhin auf gut 9 % Performance seit Jahresstart, der ATX® vorläufig auf nur 4,5 %. Als Total Return Index (also unter Einbeziehung der gerade im ATX® hohen Dividendenrenditen) sieht das Ergebnis allerdings mit rund 10 % gleich sehr viel besser aus. Dennoch: Von der Entwicklung US-amerikanischer oder Hongkong-chinesischer Aktienindizes trennen deren europäische Pendants inkl. ATX® heuer neuerlich Welten. Nicht nur, dass die Wachstumsaussichten auf dem „alten Kontinent“ deutlich verhaltener sind, das America First-Prinzip lässt vermuten, dass das Headline-/Newsflow-Risiko für Europas Börsen zunimmt. Die Kombination aus harten Worten, dem Damoklesschwert Handelszölle und globalen Konjunkturrisiken sollte das Aufwärtspotenzial begrenzen. Dies gilt auch für den heimischen ATX®, wo die Bewertungslücke zum europäischen Aktienmarkt zwar jüngst kleiner wurde, im Vergleich zur europäischen Unternehmenslandschaft haben die ATX®-Konzerne jedoch sogar mit Gewinnrückgängen zu kämpfen.
Unternehmensseitig stehen Industriewerte weiter im Fokus – und zwar mit vornehmlich negativen Schlagzeilen:
Wienerberger verzeichnete im dritten Quartal 2024 sowohl beim Umsatz als auch beim Gewinn einen Rückgang. Außerdem wurde die Gewinnprognose innerhalb kürzester Zeit zum zweiten Mal gesenkt. Das operative EBITDA wird nun auf EUR 750 Mio. bis EUR 770 Mio. geschätzt (zuvor: EUR 800 Mio. bis EUR 820 Mio.). Auslöser für die Korrektur war vor allem die schwächer als angenommene Dynamik auf dem US-Neubaumarkt, wo das Management eine Kombination aus ungünstigem Wetter, den US-Wahlen und hohen Zinssätzen als treibende Faktoren nannte. In der Telefonkonferenz wurde der Begriff der „vorübergehenden Verlangsamung“, der bereits im 2. Quartal erwähnt wurde, erneut aufgegriffen. Für das 4. Quartal erwartet Wienerberger ein operatives EBITDA von EUR 148 Mio. bis EUR 168 Mio., verglichen mit EUR 146 Mio. im 4. Quartal 2023. Die Kosteneinsparungen für das Geschäftsjahr 2024 sollten rund EUR 100 Mio. erreichen, wovon EUR 16 Mio. noch im 4. Quartal erzielt werden sollen.
Die Ergebnisse für das zweite Quartal des Geschäftsjahres 2024/25 des Linzer Stahlkonzerns voestalpine wurden durch die Krise in der europäischen Automobilindustrie und durch Umstrukturierungsmaßnahmen in Deutschland belastet. Der Gewinn reduzierte sich in der Folge deutlich. Abgesehen von den niedrigeren Gewinnen kam es zu einem zusätzlichen Aufbau des Umlaufvermögens im ersten Halbjahr auf EUR 239 Mio. Daher stieg die Nettoverschuldung von EUR 1,65 Mrd. im Vorjahr auf EUR 2,05 Mrd. im zweiten Quartal.
Es sei aber bemerkt, dass in Zeiten einer globalen Industrierezession gerade die oben genannten Unternehmen mit Schwierigkeiten zu kämpfen haben, der Gesamtmarkt sich aber – global wie auch in Österreich – weiter sehr robust zeigt.
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