Drei Fragen zur Coronakrise

Drei Fragen zur Coronakrise

Ein Interview mit Mag. Helge Rechberger, Senior Director im Bereich Retail Research Management der RBI

Was hat sich seit dem Höhepunkt der „Coronavirus“-Krise verbessert und sind die seither gesehenen Kursanstiege gerechtfertigt?

Ganz klare Antwort: Die mehr oder weniger berechtigte Hoffnung darauf, dass der Höhepunkt der Neuansteckungen in den für die Börsen relevanten Ländern überwunden ist, mittelfristig der Lockdown gelockert und die Wirtschaft nachhaltig hochgefahren werden kann – all das hat sich deutlich verbessert im Sinne von konkretisiert und rechtfertigt für sich gesehen die bisherigen Kursanstiege.

Im Moment wird viel darüber diskutiert, wie eine Konjunkturerholung aussehen könnte. Welches Szenario hält Raiffeisen RESEARCH für am wahrscheinlichsten?

Nach dem scharfen Konjunktureinbruch im ersten Quartal muss zunächst einmal davon ausgegangen werden, dass es im zweiten noch viel dicker kommt. Die aktuellen Indikationen der Regierungen lassen aber einen schrittweisen Rückbau der meisten Restriktionen bis in den Juni erwarten. Die Rückkehr zur gewohnten Geschäftstätigkeit wird im Anschluss zwar nicht linear erfolgen und die Nachwirkungen der Lockdown-Maßnahmen dürften in den meisten Sektoren auch noch gegen Jahresende zu spüren sein. Dennoch sollte im dritten Quartal der Tiefpunkt überwunden worden sein. Das Vor-Krisenniveau (Q4 2019) dürfte aber erst wieder im zweiten Halbjahr 2022 (!) erreichbar sein.

Was sollen Anleger machen, die bereits investiert sind und lohnen sich auf den aktuellen Niveaus Neueinstiege?

Wer investiert ist, der sollte aus heutiger Sicht ganz sicherlich investiert bleiben. Langfristig sind die Aussichten auf ein de facto vollständiges Aufholen der Kursverluste gut. Kein Mensch weiß, ob und wann es vorher noch einmal abwärts geht, bevor die Börsen die nächsten zehn Prozent zulegen können. Dennoch sind natürlich auch Kursrückschläge von 10-15 % jederzeit möglich, da die Visibilität der Unternehmensaussichten noch schwach ausgeprägt ist. Neueinstiege zum jetzigen Zeitpunkt sind somit Geschmackssache, aber unter der Prämisse der langfristigen Veranlagung sicherlich weiter mit gutem Gewissen anzuraten.



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