ATX® Top/Flop 2024 - Juni

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ATX® Top/Flop 2024 - Juni

ATX®-Marktkommentar

Wir befinden uns fast in der Hälfte des aktuellen Börsenjahres, weshalb nun der ideale Zeitpunkt gekommen ist, dieses kurz Revue passieren zu lassen. Nach einem etwas holprigen Jahresstart fanden die globalen Aktienmärkte dank des anhaltenden KI-Booms wieder schnell in ihre Spur und verließen diese seitdem auch kaum mehr. Die Basis dafür legte die solide verlaufene Berichtssaison für das erste Quartal sowie der starke Tech-Sektor, während die immer wieder schwankenden Zinssenkungserwartungen nur teilweise für Unterstützung sorgen konnten. Zumindest in der Eurozone verbesserte sich jedoch die Inflationslage insofern, dass die EZB Anfang Juni den Zinssenkungszyklus mit einer Herabsetzung der Leitzinssätze um 25 Basispunkte eingeläutet hat. Die US-amerikanische Fed sieht eine Zinssenkung aufgrund der aktuellen Datenlage jedoch noch nicht als gerechtfertigt. Dementsprechend wird in den USA nun nur noch ein Zinsschritt prognostiziert, während letzten März noch drei davon erwartet wurden. Auch dies tut der derzeit starken Aktienmarktentwicklung keinen Abbruch, sodass in den vergangenen Wochen zahlreiche Allzeithöchststände verzeichnet wurden. Folglich verbuchten der Nasdaq 100® sowie der S&P 500® seit Jahresbeginn beträchtliche Zuwächse in Höhe von 18,3 % bzw. 14,8 %.

Die europäischen Aktienindizes waren ihren US-Pendants performancetechnisch bis vor wenigen Tagen dicht auf den Fersen, fielen nun jedoch merkbar zurück. Grund dafür waren die jüngsten Ergebnisse der EU-Wahl und deren Implikationen für Frankreich (Neuwahlen!), welche nicht nur im politischen Alltag, sondern auch auf den Aktienmärkten für Unruhe sorgten. Dementsprechend steht der ATX® auf Jahressicht nur noch bei +3,6 %, während der DAX® sowie der Euro STOXX® bei jeweils +7,9 % notieren. Nichtsdestotrotz haben politische Börsen üblicherweise kurze Beine, sodass die aktuelle Volatilität voraussichtlich nur von kurzer Dauer sein wird. Einen ersten Vorgeschmack auf mögliche weitere Kursausschläge in diesem Superwahljahr erhalten wir dadurch alledem.

 

Top/Flop-Aktien:

Die BAWAG bleibt dem immer noch schwelenden Thema des gewerblichen Immobilienmarktes auf beiden Seiten des Ozeans ausgesetzt. Nichtsdestotrotz hat der Markt den Aktienkurs aufgrund der klaren Kapitalverwendungsstrategie belohnt, die sich nun auf kleinere M&A-Transaktionen statt auf Aktienrückkäufe konzentriert, die möglicherweise 2025 zurückkehren könnten.

Im ersten Quartal stieg die EBITDA-Marge im Vergleich zum Vorjahr um 120 Basispunkte, und das zugrunde liegende EBITDA wuchs um gesunde 5,7 %, was auf eine solide und intakte Geschäftsentwicklung zurückzuführen ist. Das Unternehmen hat am 1. April eine Preisindexierung von 7,8 % in Österreich eingeführt, was die Dynamik über das erste Quartal hinaus beschleunigen sollte. Die Ziele für die Geschäftsjahre 2024–26, welche ein Umsatzwachstum von 3 bis 4 % pro Jahr und ein EBITDA-Wachstum von 4 bis 5 % pro Jahr vorsehen, scheinen zunehmend in Reichweite zu rücken.

Trotz einer gewissen Schwäche der Finanzwerte in den letzten Wochen, insbesondere nach den Ergebnissen der EU-Wahlen, die eine politische Krise in Frankreich auslösten, gehört die Erste-Aktie immer noch zu den Top 3 des Jahres in Österreich. Nach der erwarteten Zinssenkung der EZB um 25 Basispunkte gehen wir von robusten Q2-Ergebnisse aus, die den ersten Auftritt des neuen CEO, einschließlich eines möglichen Updates zur Kapitalallokation bringen könnten.

 

Die Aktie von voestalpine wurde zuletzt durch gute Jahresergebnisse und eine marginal über den Erwartungen ausgefallene Guidance kurzfristig beflügelt, allerdings fehlten die Impulse für ein tatsächliches Re-rating. Die Aktie bewegt sich in einem insgesamt schwachen Sektorumfeld. So liegen z.B. ArcelorMittal rund -14 % und SSAB rund -20 % unter den Kursen zum Jahresbeginn.

  • -15,16 % 📉 SBO

SBO meldete schwächere Ergebnisse als erwartet, da die ungünstigeren Marktbedingungen in den USA Druck auf Umsatz und Margen ausübten. Trotz eines soliden Auftragsbestands und eines leichten Anstiegs des Auftragseingangs im ersten Quartal blieb der Umsatz sowohl gegenüber dem Vorquartal als auch gegenüber dem Vorjahr nahezu unverändert. Die Kosteninflation und ein ungünstiger Produktmix wirkten sich zusätzlich negativ auf die Bruttomarge aus.

Trotz eines enttäuschenden Jahresergebnisses und eines nur vorsichtig optimistischen Ausblicks hat sich die Kursperformance von AT&S deutlich erholt, bleibt aber knapp das Schlusslicht im ATX®. Der Verkauf der Produktion für Medizintechnik-Leiterplatten in Korea soll nun eine Kapitalerhöhung ersetzen, die abgesagt wurde weil die Gespräche mit Strategen ergebnislos verlaufen sind. Das Management hofft weiterhin auf eine steigende Nachfrage nach Servern in der zweiten Hälfte des Kalenderjahres 2024 und das Hochfahren der Produktion in Malaysia.

 

Am Österreich-Radar:

Das Ende des russischen Gastransits über die Ukraine ab nächstem Jahr und die mögliche Durchsetzung eines Gerichtsurteils würden die Abhängigkeit Österreichs von russischen Gasimporten auf die Probe stellen, die im Jahr 2023 80 % des heimischen Verbrauchs deckten. Unsere Analyse zeigt, dass Österreich in einem zentralen Szenario (d.h. Gasnachfrage +6 % jährlich im Jahr 2025e) seinen Gasverbrauch in diesem und im nächsten Jahr vollständig decken könnte, selbst wenn die Gasimporte aus Russland sofort eingestellt würden. Mittelfristig werden mehr Übertragungskapazitäten benötigt, und sowohl Haushalts- als auch Industriekunden werden sich auf ein volatileres Preisumfeld einstellen müssen.

Neben der OMV könnten auch die Versorger EVN und Verbund als Gaslieferanten, Kraftwerks- und Speicherbetreiber sowie Übertragungs- und Verteilnetzbetreiber betroffen sein. Die OMV hat sich bereits die Gasmenge und die notwendigen Transportkapazitäten zur Deckung ihrer vertraglichen Verpflichtungen aus nicht-russischen Quellen gesichert. Auch Verbund und EVN haben eigene Gaslieferanten. Wir gehen davon aus, dass sie in der Lage sein werden, volatilere Preise an die Endkunden weitergeben zu können, da die Vertragsstrukturen flexibler werden. Verbund könnte sogar von volatileren Preisen und staatlicher Unterstützung für den Fernleitungsbau profitieren.



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