Die vom KI-Hype beflügelten globalen Aktienmärkte gerieten zuletzt in Turbulenzen. Verantwortlich dafür war eine Kombination aus mauen Zahlenwerken wichtiger Unternehmen sowie Rezessionsängste aufgrund schwacher Arbeitsmarktdaten in den USA. Die dadurch entstandene Unsicherheit schlug derart große Wellen, sodass die Börsen in vielen Teilen der Welt Einbußen im zweistelligen Bereich hinnehmen mussten. In Japan führte der globale Abverkauf sogar zum höchsten Tagesverlust seit 34 Jahren. Trotz erhöhter Volatilität zeigt der Trend seither jedoch wieder klar nach oben. Dem rasch eingeleiteten Erholungskurs kam auch die schlussendlich positiv verlaufene Berichtssaison in den USA zugute, wobei einige Jahresausblicke für Stirnrunzeln sorgten.
In Europa befanden sich die Unternehmensergebnisse – gemessen an den Konsensschätzungen – in etwa im langjährigen Durchschnitt. Unterstützend wirkten zuletzt außerdem die Kommentare des Fed Präsidenten Jerome Powell, welcher im Rahmen des Notenbank-Symposions in Jackson Hole den Beginn der US-Zinswende im September verdeutlichte. Die Jahreszuwächse kommen in den USA trotz abgeebbter Rezessionsängste noch nicht an die Gewinne vor dem Abverkauf heran. Somit steht der S&P 500® seit Jahresbeginn bei rund +18 % und der Nasdaq 100® bei +16 %. Die europäischen Börsen sind dem Ende der Aufholjagd etwas näher. Folglich verbuchen der Euro STOXX 50® sowie der DAX® Jahreszuwächse von knapp 8 % bzw. 11 %. Der ATX® weist ebenfalls eine Jahresperformance von ca. +8 % auf. Nun steht mit den Quartalszahlen von Nvidia das große Finale der Berichtssaison auf der Agenda, welches die globalen Aktienindizes noch einmal auf den Kopf stellen könnte.
Top/Flop-Aktien:
+45,13 % 📈 Immofinanz
Die Aktien der IMMOFINANZ erreichten zuletzt ein neues Mehrjahreshoch. Während die Q1 24 Zahlen eine starke Entwicklung zeigten, sind wir der Meinung, dass die neuerlichen Kursanstiege größtenteils durch den angekündigten Squeeze-Out der Minderheitsaktionäre der S IMMO, sowie durch die avisierten Maßnahmen der CPI Property Group hinsichtlich weiterer Integrationsschritte betreffend der IMMOFINANZ getrieben wurden.
+42,35 % 📈 BAWAG Group
BAWAG-Aktien haben all time high erreicht und nähern sich langsam der EUR 70-Marke. Trotz mangelnder Nachrichten aus dem BAWAG Lager, es scheint, dass die Investoren die Story mit bekanntgegebenen lukrativen Übernahmeziele kombiniert mit weiterhin starken Kapitalgenerierung aus dem laufenden Geschäft mögen.
+33,16 % 📈 Erste Group Bank
Obwohl die Q2-Ergebnisse zwar nicht vis-a-vis mittlerweile anspruchsvollen Erwartungen geglänzt haben, die lang erwarteten Aussagen des neuen CEO betreffend Überschusskapitalverwendung und eine leichte Guidance Anhebung inkl. Dividende für 2024 haben den Aktienkurs moderat stützen können.
-23,04 % 📉 voestalpine
voestalpine hat den Ergebnisausblick für das Gesamtjahr auf rund EUR 1,7 Mrd. gesenkt. Dies steht im Vergleich zur ursprünglichen EBITDA-Spanne von EUR 1,7-1,8 Mrd., die Anfang Juni zu den Jahresergebnissen präsentiert wurde. Die Revision ist zum Teil auf das schwächere Marktumfeld (insbesondere im Automobilsektor, aber auch bei Öl & Gas) zurückzuführen und berücksichtigt die Einmalbelastung aufgrund des Buderus-Verkaufs und der Bewertung der Gasspeicher-Inhalte aus dem ersten Quartal 2024/25. Die Aktienkursentwicklung der Stahlaktien war heuer negativ, und voestalpine zeigte sich leicht schwächer als die Industrie.
-27,15 % 📉 SBO
Die Leistung von SBO im 2. Quartal wurde durch die pessimistische Einschätzung des Marktes hinsichtlich des Ölpreises und die schwächere Bohraktivität in den USA negativ beeinflusst. Das enttäuschende Nachfragewachstum in China hat die Stimmung am Ölmarkt belastet und zu einer pessimistischen Einschätzung von Ölserviceunternehmen im Allgemeinen geführt, wobei SBO keine Ausnahme darstellt. Darüber hinaus haben die schwächere Nachfrage nach Bohrdienstleistungen und -ausrüstung in den USA und die Auswirkungen der Marktkonsolidierung Druck auf die im 2. Quartal in den USA erwirtschafteten Erträge von SBO ausgeübt.
-34,26 % 📉 AT & S
AT&S brachte Anfang August relativ unspektakuläre Zahlen zum ersten Quartal, die noch von Preis- und Nachfragedruck geprägt waren. Kurz danach jedoch fiel die Aktie von Intel um 26% und erlebten damit den schlechtesten Tag seit 1974, nachdem der Chiphersteller seine Dividende ausgesetzt und angekündigt hatte, die Belegschaft zu kürzen. Damit soll eine kostspielige Umstrukturierung finanziert werden, nachdem er seine einst dominierende globale Position verloren hatte. Die Aktie von AT&S konnte sich dem Sog der Entwicklung nicht entziehen.
Am Österreich-Radar:
Die Ergebnissaison war durchwachsen. Finanztitel, also Banken und Versicherungen, konnten sich wieder verbessern und führen nicht ohne Grund die Performance-Listen an, während die Industrie eher schwächelte. Selbst die Stars, wie Andritz, kamen kaum vom Fleck und auch wenn die Hoffnungen für das zweite Halbjahr groß und intakt kommuniziert wurden, so reichten sie doch nicht für große Sprünge. Diese passierten, wenn, dann nach unten, wie etwa bei voestalpine, aber auch AT&S, die immer noch unter der Krise bei Intel leidet.
Die letzten Tage der laufenden Berichtssaison werden schließlich die Immobilienwerte abrunden. Hier könnte es zu einer Bodenbildung bei den Bewertungen kommen.