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ATX®-Marktkommentar:
Nach dem fulminanten Start ins Aktienjahr 2023 ist die Dynamik an den internationalen Aktienmärkten zuletzt ins Stocken geraten. Nach gewissen Konsolidierungstendenzen machte sich vor allem in der letzten Woche signifikanter Abgabedruck breit, der sich auch zum Wochenauftakt prolongierte. Mit dem Auslaufen der Berichtssaison wird das Marktgeschehen an sowohl den europäischen als auch US-Börsen abermals durch den Faktor Geldpolitik bestimmt. Aufruhr an den Märkten löste in der vergangenen Woche der Kollaps der Silicon Valley Bank aus, welcher für einen Abverkauf im Finanzsektor sorgte und Erinnerungen an die Finanzmarktkrise weckte. Dementsprechend lautete das Motto "risk off", was sich in fallenden Kursen, einem Sprung bei den Volatilitätsindizes und merklich rückläufigen Anleiherenditen sowie Zinserwartungen widerspiegelte. Da in den USA dann auch noch die Signature Bank kollabierte setzten die US-Behörden starke Schritte, um die systemischen Risiken einzudämmen. Die Performance der europäischen Leitbörsen ist zwar weiterhin durchgängig positiv, die Indizes haben sich jedoch nun von den Jahreshöchstständen wieder entfernt. Während z.B. DAX® und CAC 40® im hohen/mittleren einstelligen Prozentbereich (rund 8%) zulegen konnten, sind z.B. EuroStoxx 600® und FTSE® lediglich noch 3-4 % über den Niveaus zu Jahresbeginn. Die heimische Börse konnte sich den internationalen Vorgaben nicht entziehen und hat, von den Höchstständen Anfang März kommend, zuletzt den Rückwärtsgang eingelegt. Der ATX® liegt mit +5 % etwas unter seinen größeren europäischen Pendants. Die Gewinne am US-Markt, wo die Berichtssaison mittlerweile abgeschlossen ist, sind ebenfalls dahingeschmolzen. So ist die Performance des S&P 500® und des Dow Jones® in den leicht negativen Bereich abgerutscht. Lediglich die technologielastige NASDAQ® weist immerhin noch ein Kursplus auf, liegt damit aber rund 9 % unter dem Höchststand von Anfang Februar.
Top/Flop-Aktien:
- +38,1 % 📈 voestalpine
Dem deutlichen Kursanstieg von voestalpine attribuieren wir mehrere Faktoren. Auf sektoraler Ebene stechen vor allem der zu Ende gehende Lagerabbauzyklus der Kunden und ein Anstieg der Stahlpreise hervor. Der Konzern selbst konnte mit guten Q3-Zahlen und einem leicht angehobenen Ergebnisausblick überzeugen. Auch die deutlich gesunkenen Gaspreise sind ein Kurstreiber.
- +30,5 % 📈 Lenzing
Die Lenzing-Aktie profitiert immer noch vom explosionsartigen Anstieg der Aktie in den ersten Jännertagen, wird nun aber auch durch einen vorsichtig optimistischen Ausblick für das Gesamtjahr unterstützt. Die Marktstimmung im Textilbereich ist derzeit besser als in den letzten Monaten des Vorjahres und die Lagerbestände sind im Begriff zu sinken. Zudem gab es Entspannung auf der Rohstoffseite, vor allem bei Gas und den Preisen für Natronlauge.
- +24,0 % 📈 EVN
EVN lieferte zum ersten Quartal 2022/23 dank hoher Absicherungsgewinne ein überraschend positives Ergebnis und sollte nach Bekanntgabe der Verbund-Dividende auch den zuvor verhaltenen Ausblick für das Gesamtjahr von derzeit EUR 190-250 Mio. um mehr als EUR 100 Mio. anheben. Zudem profitiert EVN mittelfristig vom höheren Zinsniveau, das sich in den regulierten Erträgen niederschlagen sollte, sowie den europaweit geplanten Investitionsprogrammen in den Netzausbau für eine autonome und CO2-arme Energieinfrastruktur.
- -9,7 % 📉 OMV
Neben den weniger günstigen Fundamentaldaten (Rohöl auf unter USD 80/bbl und Erdgas <EUR 50/MWh gefallen) ist die Kursentwicklung unserer Meinung nach auch auf Bedenken hinsichtlich des Margendrucks im Chemiegeschäft und der Implikationen der im Q2 geplanten Sanierung der Raffinerie Schwechat zurückzuführen. Die jüngste Entscheidung, einen kleinen Teil der Öl- und Gasfelder (rund 17 % der Produktion) zu veräußern, konnte den Aktienkurs nicht stützen. OMV entwickelte sich im März auch schlechter als der Sektor (-4 % vs. -2 % für den STOXX Europe Oil&Gas® Index).
- -9,2 % 📉 CA Immo
Der Kursrückgang der CA Immo ist auf das Auspreisen der Zinssenkungsfantasien und eine zuvor präsente Prämie zu Vergleichsunternehmen zurückzuführen. Wir sehen aufgrund der Qualität des Portfolios und Landreserven eine gewisse Prämie als gerechtfertigt, jedoch aufgrund der Exposure zu Märkten mit niedrigeren Renditen, vor allem in Deutschland, könnte die Portfoliobewertung der CA Immo etwas sensitiver zu Zinsanstiegen sein.
- -14,2 % 📉 AT&S
AT&S leidet derzeit unter der Nachfrageschwäche am Halbleitermarkt, die nun auch zu Verspätungen bei Kapazitätserweiterungen führen wird. Deshalb wurde der Ausblick für das derzeit noch laufende Geschäftsjahr 2022/23 gesenkt und auch das Erreichen des Mittelfristziels eines Umsatzes von EUR 3,5 Mrd. um ein Jahr nach hinten verschoben. Derzeit gehen die internationalen Branchenriesen davon aus, dass sich die Industrie im zweiten Halbjahr 2023 wieder erholen sollte.
Am Österreich-Radar:
Während die Berichtssaison in den USA schon vorüber ist, nähert sich diese in Europa der Zielgeraden, mit einem Auszählungsgrad von aktuell über 75 %. In den kommenden Wochen neigt sich auch die Zahlenriege der heimischen Unternehmen dem Ende entgegen. Die bis dato vorgelegten Ergebnisse zeichnen ein eher gemischtes Bild, wobei summa summarum die positiven Überraschungen die negativen doch überwogen. Zuletzt konnte das Industrieschwergewicht Andritz sowohl zahlen- als auch ausblickseitig überzeugen. Gleiches gilt für Zumtobel Group, die vor dem Hintergrund solider Q3-Ergebnisse das Ergebnisziel für das GJ 2022/23 nach oben revidierte. Auch die Wienerberger Gewinnentwicklung im Abschlussquartal hat die Erwartungen übertroffen und der Ausblick suggeriert, trotz deutlicher Marktrückgänge, ein sehr gutes Ergebnisniveau in 2023. Die schwächeren Ergebnisse von Lenzing wurden mit Abgabedruck quittiert. Aufgrund der Bankenlastigkeit ist der ATX® Index zu Wochenbeginn massiv unter die Räder gekommen. Die Pleite der SVB in den USA führte zu einer scharfen Korrektur bei den österreichischen Bankaktien. Der Eurostoxx® Bankenindex rutscht aus Furcht vor Spillover-Effekten ab, vor allem aber wegen des möglichen früheren Endes des Zinserhöhungszyklus in der Eurozone und einer möglichen Verschärfung der Bankenregulierung.
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