Nach einem kurzen, aber massiven Rücksetzer Anfang August nähern sich viele Indizes erneut ihren Höchstständen
Marktüberblick | Aktuell (08/2024) | 1M (07/2024) | YTD1 (08/2024) | 1Y (08/2023) | 3Y (08/2021) |
ATX® | 3.694,81 | 0,97 % | 7,56 🟢 | 19,23 % | 2,62 % |
DAX® | 18.617,02 | 1,48 % | 11,14 %🟢 | 19,10 % | 17,88 % |
EURO STOXX 50® | 4.896,69 | 1,05 % | 8,30 % 🟢 | 15,59 % | 17,43 % |
S&P 500® | 5.616,84 | 2,89 % | 17,76% 🟢 | 27,49 % | 25,66 % |
MSCI® World Top ESG Select 4.5% Decrement | 2.558,80 | 0,29 % | 10,14% 🟢 | 17,83 % | 9,37 % |
MSCI® Europe Top ESG Select 4.5% Decrement | 2.041,68 | 0,68 % | 6,93 % 🟢 | 12,64 % | 0,57 % |
MSCI® North America Top ESG Select 4.5% Decrement | 3.199,74 | -1,12 % | 8,55 % 🟢 | 16,28 % | 9,64 % |
MSCI® Emerging Markets Top ESG Select 5% Decrement | 991,01 | 0,43 % | 2,65 % 🟢 | 3,59 % | -19,06 % |
MSCI® World Climate Change Top ESG Select 4.5% Decr. | 1.670,23 | 0,23 % | 9,37 % 🟢 | 19,73 % | 10,77 % |
DAX® 50 ESG (PR) EUR | 1.777,87 | 0,96 % | 6,00 % 🟢 | 14,22 % | 2,07 % |
VStoxx® | 15,66 | -4,43 % | 15,38% 🟢 | -15,21 % | -17,97% |
VIX® | 16,15 | -1,65 % | 29,72% 🟢 | 3,00 % | -14,28 % |
EUR/USD Wechselkurs | 1,12 | 3,24 % | 1,11 % 🟢 | 3,38 % | -5,03 % |
Goldpreis | USD2.518,03 | 5,18 % | 22,06 %🟢 | 31,49 % | 40,48 % |
Ölpreis | USD 81,43 | -0,47 % | 5,70 % 🟢 | -3,61 % | 14,58 % |
1 ... Year to date: seit Jahresbeginn; Quelle: Bloomberg; Stand: 26.08.2024, 18:00 Uhr
Der an sich „ruhige Sommer“ hatte es zeitweise in sich: Nachdem die japanische Notenbank Anfang August ihren Zinssatz angehoben hatte, kletterte der Wert des Yen deutlich nach oben. Dadurch waren viele Investor:innen dazu gezwungen einen populären „Carry Trade“ aufzulösen, bei dem diese sich günstig mit japanischen Yen verschuldeten, um in gewinnbringendere Anlagen im Ausland zu investieren. Durch die Auflösung dieser Spekulationsstrategie wurden (auch) große US-amerikanische Unternehmen massiv verkauft, was zu starken Kurseinbrüchen führte. Dabei kam nicht zuletzt der Technologiesektor unter die Räder, zumal auch immer mehr darauf hindeutet, dass die positiven Effekte von Künstlicher Intelligenz auf die Geschäftszahlen in vielen Fällen noch auf sich warten lassen. Dies wurde im Zuge der Berichtssaison immer klarer, nachdem viele Unternehmen ihre „Guidance“ (Ausblick) nicht erhöhten – oder sogar reduzierten. Dass im Sommer generell weniger Liquidität am Markt vorhanden ist, wirkte hierbei natürlich nicht gerade dämpfend. Hinzu kam noch, dass schwächere Arbeitsmarktdaten Rezessionsängste unter den Anleger:innen aufkommen ließen. So kam es zu einem beachtlichen Abverkauf auf breiter Front. Besonders hart wurde dabei auch der japanische Nikkei 225® getroffen, welcher mit 12,5 % den stärksten Eintages-Rückgang seit dem Schwarzen Montag vor 37 Jahren hinnehmen musste. Aber auch in Europa und den USA kam es zu gravierenden Index-Rücksetzern.
Die starken Schwankungen waren auch am CBOE Volatilitätsindex („VIX®“) ersichtlich. So erreichte der VIX® Anfang August zwischenzeitlich ein Tageshoch von 66, welches zuletzt bei Ausbruch der Covid-19 Pandemie erreicht worden war. Doch schon innerhalb weniger Tage ging dieses „Angstbarometer“ der Börse wieder auf gemäßigtere Levels von etwa 20 Zählern zurück. Auch die damals zeitgleich aufgekommene Angst vor einer unmittelbar bevorstehenden US-Rezession hat sich wieder beruhigt, nachdem inzwischen wieder bessere Arbeitsmarktdatenpunkte und andere solide Indikatoren veröffentlicht wurden. In der Folge konnten praktisch sämtliche globalen Aktienindizes wieder deutliche Aufwärtsbewegungen verzeichnen. Auch in Bezug auf die Höhe der erwarteten Zinssenkungen seitens der Fed in diesem Jahr ist diese Entspannung ersichtlich. Diese gingen nämlich von etwa 150 Basispunkten Anfang August auf unter 100 Basispunkte zurück. Ganz vom Tisch ist die Angst vor einem konjunkturellen Abschwung aber noch nicht. Wir raten daher weiterhin zur Vorsicht, da etliche Unternehmen im Zuge der Berichtssaison schwächere Konsumausgaben beklagten, was auf eine Eintrübung der Wirtschaft jenseits des Atlantiks hindeuten könnte. Es müssten aber noch mehr Datenpunkte diesen Trend bestätigen, um eine klare Richtung deuten zu können. Denn grundsätzlich verlief die Berichtssaison zum abgelaufenen zweiten Quartal durchaus erfreulich. So waren 78 % der US-Unternehmen imstande, die Erwartungen der Analyst:innen zu übertreffen (der langfristige Durchschnitt liegt hier bei 66 %). Dies spiegelt sich auch in einem aggregierten Gewinnwachstum von fast 13 % wider. Für Enttäuschungen sorgten aber immer wieder die Ausblicke der Unternehmen, die vermehrt gleich belassen oder sogar nach unten revidiert wurden. Aufgrund der hohen Bewertungen ergaben sich selbst durch diese marginal niedrigeren Gewinnwarnungen starke Rücksetzer. In Europa konnten erneut weniger Unternehmen die Erwartungen der Analyst:innen übertreffen. Hier waren es rund 55 % der Unternehmen, die den Konsens überboten (der langfristige Durchschnitt liegt hier bei 54 %). Auch beim aggregierten Gewinnwachstum steht der alte Kontinent mit etwa 4 % schwächer da als der transatlantische Markt.
Aufgrund diverser, teils oben beschriebener Risiken sehen wir ein gewisses Risiko für ein vorerst noch (oder wieder) von erhöhter Volatilität geprägtes Marktumfeld – nicht zuletzt, weil sich die Aktienindizes schon wieder zu sehr an ihre Höchststände angenähert haben. Zwar glauben wir nicht, dass es zu einem drastischen Absturz an den Märkten kommen wird, aber wir können uns durchaus vorstellen, dass es – nicht zuletzt auch bedingt durch klassische Marktschwäche im Frühherbst in US-Wahljahren – noch einmal zu größeren Tagesschwankungen kommen wird. Aus diesem Grund behält Raiffeisen Research seine Indexprognosen auf HALTEN, bleibt aber längerfristig absolut zuversichtlich für die Aktienmärkte.