AktienmĂ€rkte aktuell 🌮 AUGUST 2021

AktienmĂ€rkte aktuell 🌮 AUGUST 2021

Berichtssaison der Superlative

Es ist eine Berichtssaison, bei der die Superlative auszugehen scheinen. War die Erwartungshaltung im Hinblick auf die Unternehmensergebnisse vor einigen Wochen noch als durchaus ambitioniert einzustufen, sehen wir aktuell ein Übertreffen ebendieser am laufenden Band. Zur Erinnerung: Noch zu Jahresbeginn lagen die AnalystenschĂ€tzungen fĂŒr das aggregierte Gewinnwachstum der S&P 500-Unternehmen bei rund +45 %. Mittlerweile stiegen die SchĂ€tzungen auf stolze +89 %, wobei vor allem das Value-Segment mit +170 % hervorsticht. So ehrgeizig die SchĂ€tzungen auch sein mögen, unter BerĂŒcksichtigung des Basiseffekts erscheinen die imposanten Wachstumsraten durchaus nachvollziehbar. So dĂŒrfen wir nicht vergessen, dass im Vergleichszeitraum Q2 2020 der Großteil der Unternehmen am stĂ€rksten von den coronabedingten Restriktionen betroffen war. Mit der RĂŒcknahme der Lockdown-Maßnahmen, einhergehend mit der konjunkturellen Erholung und der zunehmenden Durchimpfung der Bevölkerung, war auch fĂŒr die Unternehmenslandschaft Licht am Ende des Tunnels ersichtlich. Q2 2021 sollte demnach den Zenit der Wachstumsraten darstellen. Der Blick auf die bisher gelieferten Ergebnisse zeigt aber, dass die hohen SchĂ€tzungen am Ende des Tages wohl immer noch zu niedrig angesetzt waren.


Bisher haben rund 80 % der grĂ¶ĂŸten US-Börsenunternehmen ihre Ergebnisse offengelegt. Davon konnten rund 88 % die in sie gestellten Erwartungen auf der Gewinnseite und 86 % auf der Umsatzseite ĂŒbertreffen. Im Detail stiegen die UmsĂ€tze auf aggregierter Basis um beinahe 30 %. WĂ€hrend die UmsĂ€tze also bereits zu ĂŒberzeugen wussten, ĂŒbertrafen die Gewinne im wahrsten Sinne jegliche Erwartungen. Die S&P 500-Unternehmen weisen im Aggregat bisweilen ein Gewinnwachstum in der Höhe von 110 % auf. Am deutlichsten ausgeprĂ€gt ist dieses im Bereich der Industrieunternehmen (+822 %), die – wenig ĂŒberraschend – am meisten von der konjunkturellen Erholung profitieren. Im Vergleich dazu fĂ€llt das Wachstum im IT-Sektor mit "nur" +64 % wesentlich bescheidener aus.

Der Markt reagierte auf diese Zahlen höchst unterschiedlich. Auch wenn die soliden Ergebnisse eigentlich Grund zur Freude darstellen, wurde diese Entwicklung von den AktienmĂ€rkten in weiten Teilen bereits seit lĂ€ngerem antizipiert. Es ist daher nicht allzu verwunderlich, dass Anleger nach dem Motto "sell on good news" die vorzĂŒglichen Zahlenwerke zwischenzeitlich nĂŒtzen, um Gewinne mitzunehmen. Dies gilt freilich nicht pauschal, schließlich konnten Unternehmen mit besonders aussichtsreicher Guidance nach Zahlenveröffentlichung weiter deutlich zulegen.

Auch wenn die jĂŒngsten Ergebnisse nicht das Kursfeuerwerk auslösten, das eventuell viele erwartet haben, so soll dies nicht ĂŒber die unterm Strich passable Performance der globalen AktienmĂ€rkte in den letzten Wochen hinwegtĂ€uschen. So nĂ€herten sich beispielsweise sowohl der DAX als auch der Euro STOXX 50 wieder ihren Jahreshochs an und auch in den USA prĂ€sentieren sich die MĂ€rkte weiterhin rekordverdĂ€chtig. Der Blick auf diverse Sentimentindikatoren zeigt jedoch, dass mit den steigenden Kursen zuletzt auch vermehrtes Unbehagen unter den Anlegern einherging. So kletterte der VolatilitĂ€tsindex VIX in den letzten Wochen zwar langsam, aber stetig nach oben – ein Ausdruck erhöhter NervositĂ€t. Aber ist die Sorge vor RĂŒcksetzern berechtigt?

Der Blick auf die SaisonalitĂ€t zeigt, dass zumindest historisch betrachtet nun tatsĂ€chlich die schwĂ€chste Phase eines Börsenjahres vor uns liegt. Im Durchschnitt der letzten 15 Jahre ist ab KW 33 mit einer SeitwĂ€rtsphase und leicht negativen Entwicklungen zu rechnen. Der Newsflow vonseiten der Berichtsaison wird nun langsam abebben und damit entfĂ€llt einer der wesentlichen Kurstreiber der letzten Wochen. Es ist daher davon auszugehen, dass die MĂ€rkte ihren Fokus wieder vermehrt auf Themen wie COVID-19, Konjunktur, Geldpolitik und/oder Inflation richten. Die SaisonalitĂ€t der MĂ€rkte fĂŒgt sich hier gut ein und stĂŒtzt unsere Sicht, wonach wir Konsolidierungsrisiken sehen.



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