Coronavirus: Neuer Schwarzer Schwan?

Coronavirus: Neuer Schwarzer Schwan?

Die neue Pandemie sorgt für Verunsicherung an der Börse. Doch die langfristigen Folgen dürften moderat ausfallen.

„Schwarze Schwäne“ sind an der Börse gefürchtet. Unter diesem Phänomen verstehen die Marktteilnehmer – in Anlehnung an ein Buch des Börsenhändlers Nassim Nicholas Taleb – katastrophale Ereignisse, die ohne Vorwarnung auftreten und die sich nicht durch Wahrscheinlichkeitsrechnungen vorhersagen und damit nicht vermeiden lassen.

Für einen schwarzen Schwan sorgte etwa die Schweizerische Nationalbank (SNB), als sie im Jänner 2015 plötzlich die Wechselkursgrenze von 1,20 Franken je Euro aufhob. Zuvor hatte sie drei Jahre lang mit massiven Ankäufen von Euro und anderen Fremdwährungen dafür gesorgt, dass der Franken nicht zu stark aufwertete. Doch der Druck wurde angesichts des EZB-Anleihekaufprogramms einfach zu groß. In der Folge kam es weltweit zu erheblichen Turbulenzen an den Devisen- und Aktienmärkten. Auch das Brexit-Referendum 2016 ging als Schwarzer Schwan in die Börsengeschichte ein – wobei nicht die Abstimmung selbst überraschend war, sondern deren Ausgang. Denn beinahe niemand hatte auf der Rechnung, dass sich die Briten mehrheitlich für das Ausscheiden aus der EU aussprechen würden. Am Tag danach kam es rund um den Globus zu einem Ausverkauf an den Börsen.

Nachdem der Brexit nun – mehr als dreieinhalb Jahre später – tatsächlich umgesetzt wurde, beherrscht längst ein neuer Schwarzer Schwan die Schlagzeilen: das neuartige Coronavirus. Mit aktuell mehr als 20.000 Infektionen und über 400 Todesfällen werden Erinnerungen an frühere Epidemien bzw. Pandemien wach. An den Aktienmärkten ging es daher in den vergangenen Tagen deutlich nach unten. Allerdings sind die Sorgen, dass sich der Krankheitserreger in großem Ausmaß auf der ganzen Welt verbreiten könnte, wohl übertrieben. Die Ansteckungsgefahr außerhalb Chinas ist äußerst gering, auch weil die Sicherheitsvorkehrungen stark erhöht wurden.

Im Falle früherer Epidemien/Pandemien waren die Auswirkungen auf das Wirtschaftswachstum und die Aktienmärkte kurzfristig oftmals signifikant, nivellierten sich dann aber weitgehend. Bereits drei bzw. sechs Monate nach Ausbruch der jeweiligen Seuche konnte der MSCI World Index die zunächst erlittenen Verluste in den meisten Fällen wieder mehr als wettmachen (siehe Tabelle). Da Experten den Höhepunkt der Coronavirus-Welle in einigen Wochen erwarten, dürfte sich auch dieses Mal die Lage rasch wieder beruhigen. Schließlich haben die Märkte auch einige Zeit nach der SNB-Wechselkursmaßnahme und der Brexit-Abstimmung wieder in ihren langfristigen Aufwärtstrend eingeschwenkt.

Weitere Informationen zu diesem Thema finden Sie auf der Webseite von Charles Schwab.



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