AktienmĂ€rkte aktuell 🍁 SEPTEMBER 2021

AktienmĂ€rkte aktuell 🍁 SEPTEMBER 2021

September an der Börse: technische und statistische Betrachtung

Die ersten Handelstage betreffend scheint der September seinem Ruf als schwacher Börsenmonat abermals gerecht zu werden. Betrachten wir den Zeitraum bis zurĂŒck in das Jahr 1928, so stehen uns zumindest statistisch gesehen sogar die schwĂ€chsten Handelswochen des Jahres bevor – auch, wenn die durchschnittlichen RĂŒckgĂ€nge mit rund -1 % eigentlich gar nicht so schwer ins Gewicht fallen. Wie so oft gilt aber auch in diesem Fall, dass Statistiken immer mit Vorsicht zu genießen sind. Ja, der September zĂ€hlt seit knapp 100 Jahren zu den schlechtesten Börsenmonaten. Es sei denn, in den ersten sechs Monaten des Jahres legte der breite US-Aktienmarkt um rund 13 % zu. Dann entwickelte sich der September in mehr als 60 % zu einem guten Börsenmonat – mit durchschnittlichen Kursanstiegen von ĂŒber 1 %. Der S&P 500 stieg bis Ende Juni knapp 16 %, keine Gefahr also fĂŒr die AktienmĂ€rkte? Nicht ganz.

Eine gewisse MarktschwĂ€che ist nicht nur mit der SaisonalitĂ€t erklĂ€rbar, sondern erschien im Hinblick auf die starken KurszuwĂ€chse der vergangenen Wochen und Monate beinahe schon ĂŒberfĂ€llig. 56 All-Time Highs allein in diesem Jahr im S&P 500 sprechen eigentlich eine eindeutige Sprache. Hinzu kommt, dass grĂ¶ĂŸere RĂŒcksetzer generell schon lĂ€nger Mangelware sind. Pullbacks von 5 % oder grĂ¶ĂŸer gab es genauer gesagt seit mehr als 200 Handelstagen nicht – damit liegt die aktuelle Serie unter den Top 5 der letzten 50 Jahre. Zu diesen technischen und statistischen Argumenten gesellten sich zuletzt aber vermehrt auch fundamentale Faktoren hinzu.

Sowohl dies- als auch jenseits des Atlantiks scheinen so die MĂ€rkte aktuell vermehrt zwischen Konjunkturdynamik und geldpolitischen Debatten (Tapering) hin- und hergerissen zu sein. Die immer wieder stark im Fokus stehenden US-Arbeitsmarktdaten werden derzeit kritischer beĂ€ugt denn je, dienen diese den AktienmĂ€rkten doch als Indikator kĂŒnftiger geldpolitischer Straffungen. Was makroökonomisch durchaus nachvollziehbar ist, stellt die Börsen derzeit aber vor ein fast schon paradox anmutendes Problem: WĂ€hrend ein solider Arbeitsmarkt fĂŒr eine anhaltende Konjunkturdynamik spricht und grundsĂ€tzlich bullish ist, erhöht ein solcher aber die Wahrscheinlichkeit einer Straffung der expansiven Geldpolitik – was bearishe Tendenzen mit sich bringt. Raiffeisen Research vertritt die Meinung, dass eine solche durch die mittlerweile langanhaltende Debatte die AktienmĂ€rkte nicht mehr grĂ¶ĂŸer ins Wanken bringen sollte und mehrheitlich eingepreist ist, allerdings stören sich Wall Street und Co. selten an etwas mehr als Unsicherheit.

Dass die AktienmĂ€rkte ihren AufwĂ€rtstrend wieder fortsetzen sobald in dieser Causa mehr Klarheit herrscht, ist also durchaus wahrscheinlich. Schließlich stellt das Tapering keinen Faktor dar, der das große Bild verĂ€ndern sollte. Letztlich bedeutet dies lediglich, dass das Ausmaß der Bilanzausweitung durch die Federal Reserve reduziert wird, aber keine aktive Bilanzreduktion. Dementsprechend sichern die voluminösen Wertpapierkaufprogramme der großen Notenbanken bis auf Weiteres ein ebenfalls fĂŒr Aktien gĂŒnstiges LiquiditĂ€tsumfeld und verlocken viele Anleger dazu die Risikoleiter hinaufzuklettern.

Abseits der Geldpolitik mehrten sich in den vergangenen Tagen die Meldungen rund um Unternehmen aus den USA und Europa der Industrie- und Baubranche, welche mit Ertragswarnungen und gesenkten Ausblicken aufhorchen ließen. Hierbei wird zwar betont, dass die Nachfrage robust sei, diese allerdings aufgrund der mangelnden VerfĂŒgbarkeit von Komponenten und Rohstoffen aktuell nicht oder nur zum Teil bedient werden kann. Es kann daher aktuell nicht ausgeschlossen werden, dass die Unternehmensgewinne in diesen Branchen im aktuellen Quartal niedriger ausfallen, als derzeit vom Konsens erwartet wird.

Raiffeisen Research sieht die MĂ€rkte fundamental mittelfristig weiterhin gut gestĂŒtzt, auch wenn das Umfeld etwas an Dynamik verliert. Der September könnte trotzdem fĂŒr erhöhte VolatilitĂ€t sorgen.